Weinabend der Landfrauen
Besuch vom Winzer
Die Twiehauser Landfrauen hatten zur Weinprobe in den Dorfgemeinschaftsraum der „alten Schule“ geladen. Mit einem Secco starteten die Teilnehmer*innen in den Abend.
Nach der Begrüßung der Landfrauen aus der Umgebung durch Christina Lange, übernahm der Winzer Andreas Bollig, mit seinem moselfränkischen Dialekt, das Wort.
Herr Bollig berichtete, dass er und seine Frau Claudia schon fast 10 Jahre, jeweils im Mai, nach Twiehausen zur Familie Pistler kommen, um ihre Weine von der Mosel zu präsentieren. Durch einen Urlaub der Twiehauser Familie in Brauneberg / Nähe Bernkastel-Kues entstand dieser freundschaftliche Kontakt. Beim Besuch im Jahr 2022 kam die Idee auf, auch für die Landfrauen einen Weinabend zu organisieren.
Familie Bollig bewirtschaftet 8 Hektar Rebfläche im Nebenerwerb. Die 3 erwachsenen Kinder arbeiten in den Hauptmonaten mit im Weinbaubetrieb. 25 unterschiedliche Sorten füllt das Weingut Bollig jährlich ab. Eine Maximalmenge pro Jahr von 12500 Liter Wein wurde für diese Betriebsgröße gesetzlich festgelegt.
Die Zuhörerinnen erfuhren, dass die Philosophie des Weines schon im November / Dezember des Vorjahres beginnt. Über das Jahr verteilt sind viele Arbeiten im Weinberg und im Weinkeller zu erledigen. Rebstöcke werden bis zu 100 Jahre alt. Ein Winzer muss allerdings mit der Zeit gehen und sich über die Jahre immer wieder dem Geschmack seines Kunden anpassen. Die Hauptrebsorte an der Mosel ist der Riesling mit 50%. Bei Neuanpflanzungen ist am Weinstock ab dem 4. Jahr mit einem guten Ertrag zu rechnen. Bis 1988 durfte an der Mosel nur Weißwein angebaut werden, der Rotwein war dem Gebiet an der Ahr zugewiesen. Seit 20-30 Jahren wird nun beispielsweise auch Dornfelder und Spätburgunder auf den Weinbergen der Mosel angebaut, da die Gesetzgebung dies öffnete.
Die Weinlese erstreckt sich im Weingut Bollig, durch die große Sortenvielfalt, über einen Zeitraum von circa 6 Wochen. Je nach Erntezeitpunkt entsteht der trockene, feinherbe oder liebliche Geschmack der Weine. Durch jede weitere Woche im Weinberg, bildet die Traube etwa 10 g mehr Zuckergehalt. Weiterhin lernten die Landfrauen an diesem Abend, dass ein Rosé aus der Dornfeldertraube nur leicht durch die Weinpresse angedrückt wird, damit die rote Farbe der Traubenhaut nicht in das helle Fruchtfleisch der Traube übergeht. Genauso interessant war, dass „Secco“ ein Wein ist, dem die Kohlensäure durch ein Spezialverfahren zugesetzt wird und nicht wie beim Sekt durch die Gärung gebildet wird. Bevor ein Wein aus Deutschland das Prädikat „deutscher Qualitätswein“ erhält, bewertet eine unabhängige Kommission der Landwirtschaftskammer jede Weinsorte. Erst nachdem der Wein seine Prüfnummer erhalten hat, darf die erste Flasche in den Verkauf gehen.
Die gesellige Runde probierte sich bei Käse und Brot durch die Vielfalt der Weine. Am Ende des Abends wurden die unterschiedlichen Bewertungssysteme der Landfrauen sichtbar. Die einen Damen bewerteten von 1-10, auf anderen Bögen erkannte man „Smileys“ mit einem lachenden oder weinenden Gesicht, wieder andere wählten ein Plus-Minus-System. Zum Thema „Geschmack“ konnte Familie Bollig berichten, dass die alteingesessenen Moselaner gerne den lieblichen Wein trinken und deutschlandweit doch eher ein trockener oder feinherber Wein bevorzugt wird.
Mit guten Gesprächen klang der schöne Maiabend bei den Landfrauen aus.